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fest au den Sitten und Gebräuchen, die er von seinen Vorsahren ererbt
hat, die schon seit Jahrhunderten auf den von Eichen umrauschten Höfen
wohnten. Während so der Bauer mit seiner Schotte verwachsen ist, kennt
der Städter oft nicht die Stätte seiner Gebnrt. Ihm fehlt das innige
Heimatgefühl und die Wertschätzung des eigenen Bodens. Der Bauern-
stand ist der älteste Stand, der kernigste und widerstandsfähigste Bestandteil
des Volkes. Der deutsche Bauer ist das Mark des deutschen Volkes; so
lange er stark, kräftig und wohlhabend bleibt, ist die Zukunft uusres Volkes
gesichert.
Die Beschäftigung der Bewohner Güterslohs.
Hier unterscheiden wir wiederum zwischen den Bewohnern der Stadt
und des Landes. Die Landbevölkerung der Stadt Gütersloh arbeitet in
Feld, Wiese und Wald. Düngen, Pflügen, Säen, Eggen, Pflanzen und
Ernten umschreibt einen großen Kreis ihrer Arbeit. Ans den Feldern zieht
der Landmann Roggen, Hafer, Kartoffeln, Rüben, Wurzeln, Klee, Kohl
und Runkeln. Roggen und Hafer sind Halmfrüchte oder Getreide,
Kartoffeln, Rüben und Wurzeln nennt man auch Wurzelfrüchte. Während
Getreide, Wurzelfrüchte und Kohl Menschen und Vieh zur Nahrung dienen,
pflanzt der Landmann Runkeln, weiße Rüben, Klee und Spergel für das
Vieh zum Füttern. Es sind Futtergewächse. Weil der Landmann das
Feld oder den Acker bebaut, sagt man, er treibt Ackerbau.
In den Ställen des Landmanns sind Pferde, Kühe, Schweine, Gänse,
Hühner und Tauben. Pferde und Kühe helfen ihm bei der Arbeit. Die
Kühe und die andern Tiere zieht der Landmann wegen' ihres großen
Nutzens. Was geben sie ihm? Damit der Bauer möglichst viel Ein-
nähme aus seinem Vieh bekommt, pflegt er es gut und zieht juuge Pferde,
Kühe, Schweine und Hühner auf. Wir sageu, er treibt Viehzucht.
Im Gemüsegarten neben dem Hause zieht der Landmann Salat,
Erbsen, Bohnen, Gurkeu, Kohlrabi, Spinat; im Obstgarten stehen Apfel-
bäume, Birnbäume, Pflaumenbäume und Kirschbäume. Der Landmann
benutzt den Garten zur Gemüsezucht und Obstzucht. Wir können dafür
auch Gartenbau sagen. Der Landmann treibt Ackerbau, Gartenbau und
Viehzucht. Man sagt dafür auch Landwirtschaft. Die Arten der Be-
schästignng sind abhängig von der Lage, der Bodenbeschassenheit, der Be-
Wässerung und den Witterungsverhältnissen. Während der Bauer au
nnsern Bächen Enten- und Gänsezucht treibt, auf den saftigen Wiesen viel
Heu gewinnt, darum viel Vieh halten kann und eine bedeutende Milch-
Wirtschaft hat, züchtet der Heidebauer mehr Schweine und Geflügel und
pflegt die Bienen. In unserm Stadtbezirk gibt es viele Leute, die sich mit
Landwirtschaft beschäftigen. Bei der letzten Berufs- und Betriebszählung
am 1. Dezember 1997 gab es 681 landwirtschaftliche Betriebe. Nach der
Viehzählung vom 1. Dezember 1911 gab es in Gütersloh: 669 Pferde,
2395 Rinder, 7313 Schweine, 43 Schafe.
Andre Leute, wie die Holz- oder Waldarbeiter, beschäftigen sich im
Walde. Die Holzfäller schlagen die Stämme nieder, die Holzschäler schälen
die Rinde ab, die Fuhrleute sahreu die Stämme zur Sägemühle,
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Eingeborenen backen daraus Kuchen, während sie von den Europäern zu dem bekannten
Perlsago verarbeitet und in den Handel gebracht wird. (Doch ist der meiste Sago, den
wir verbrauchen, aus Kartoffelmehl hergestellt).
Ein höchst merkwürdiges Gewächs ist der Banianenbaum. An seinen Ästen bil-
den sich herabhängende, tausörmige Luftwurzeln, die,.wenn sie den Boden erreichen, zu
Stämmen auswachsen, die nicht nur die Krone des Mutterbaumes mit Nahrung versorgen
und stützen, sondern z. T. auch selbst wieder Kronen bilden. Da sich dieser Vorgang immer
wiederholt, so kann ein Baum zu einem kleinen Walde werden, „in dessen Krone sich
Tausende von Affen, Vögeln und Schlangen nähren, bergen und verfolgen, und dessen
Schatten die Menschen wie die blutgierigen Raubtiere suchen".
Das Bambusrohr, von dem man allein in Südasien 150 Arten zählt, gehört zu
den Gräsern. Es hat geknotete Halme, steht wie Gras in Büscheln, erreicht aber Baum-
dicke und eine Höhe von 20—40 m. Es findet sich in Vorderindien besonders in den
Dschungeln; viel massenhafter noch kommt es auf den Ostindischen Inseln vor, wo es die
mannigfachste Verwendung findet. „Aus Bambus baut der Javane sein Haus, aus Bam-
bus bestehen alle seine Möbel; in einer Bambusröhre, die dabei wohl verkohlt, aber nicht
verbrennt, kocht er seinen Reis an einem Bambusfeuer, wenn er nicht etwa vorzieht, junge
Bambustriebe, die ein sehr schmackhaftes Gemüse geben, darin zu kochen. Zuweilen ist in
einem Dörfchen kaum ein anderes Material verwendet; der zierliche Zaun, der es umgibt,
die Tore, alles ist aus Bambus. Ein Dornenbambus, eine bis 12 m hohe, sehr dickbuschige,
weitverzweigte, überall mit scharfen Stacheln bewehrte Art, bildet einen undurchdringlichen
Wall, gegen den kaum Artillerie etwas vermag. Für Jagd und Krieg liefert der Bambus
Blasrohre, um vergiftete Pfeile zu entsenden, Pfeilschäfte und Lanzen. Seine Verwendung
zu Brücken ist bekannt. Dem Schiffer liefert er außerordentlich tragfähige Flöße und
Masten, Wasserleitungen werden teils durch Halbieren der Schäfte, teils durch Entfernen
der Scheidewände an den Knoten hergestellt. Größere Stengelglieder dienen als Wassereimer,
kleinere als Flaschen und Becher, weite sogar als Bienenkörbe. Dünne Stäbe finden in
Europa Verwendung als Spazierstöcke. Der Bast liefert Stoff zu Flechtarbeiten, Geweben
und zur Herstellung von Papier. Die bekannten chinesischen Sonnenschirme bestehen aus
Bambuspapier mit Bambusstock und gespaltenem Bambus als Gerüststäben" (Thoms).
— Die Mangroven sind auf hohen Stelzwurzeln stehende Bäume, die an allen sumpfigen
Küsten der Tropen wachsen und meist dichte Wälder bilden. (Ausführlicheres darüber enthält
der Abschnitt über Kamerun).
Die Tierwelt Vorderindiens ist ebenfalls sehr reichhaltig. Mit Afrika gemein hat
es u. a. den Leopard, Hyänen, Schakale, Gazellen, Antilopen und eine Menge
vou Vögeln. Auch der Löwe findet sich in einigen Gebieten. Dazu kommen dann als
Indien eigentümliche Gattungen der bengalische Tiger, der Elefant und das Nashorn.
Sehr zahlreich sind Affen aller Art; die Flüsse wimmeln von Krokodilen; außer-
ordentlich groß ist die Zahl der giftigen Schlangen. Raubtiere und Schlangen vernichten
alljährlich Taufende von Menschenleben. Nach einer Zusammenstellung der Regierung
wurden 1904 2157 Menschen durch Raubtiere, 21 880 durch Giftschlangen getötet.
Die Bevölkerung Vorderindiens, mehr als */6 der gesamten Menschheit,
ist nach Rasse, Sprache und Volkstum arg zersplittert. Bei der Zahlung vom
Jahre 1901 wurden nicht weniger als 147 Sprachen festgestellt. „Es gibt
kaum ein Land der Erde", bemerkt von Hellwald, „in dem wir einer größeren
Verschiedenheit von Völkerschaften und Stämmen in allen erdenklichen Kultur-
110
Zehn Lesestücke aus der geographischen Literatur.
Erzeugnisse. Aber schon vor Beginn unserer Zeitrechnung konnte man es einen Frucht-
Hain nennen. Und heute ist es in noch viel höherem Maße ein solcher. Gewiß, mit der
Vernichtung der Wälder werden auch manche an ihren Schutz gebundene Pflanzen
verschwunden sein, aber die Zahl der eingeführten oder eingewanderten und einge-
bürgerten ist sicher weit größer. Und es sind vor allem massenhaft verbreitete oder
besonders auffüllige Pflanzen als künstlich eingebürgerte zu nennen, von der Dattel-
Palme der Wüste, die noch an der ligurischen Küste zahlreich vorkommt, von den Pa-
pyrus Ägyptens, den Agrumen, dem Zuckerrohr, der Baumwolle Indiens, den Ka-
melien, die an den Lombardischen Seen wundervoll gedeihen, den Mispeln Japans,
den Agaven und Opuntien Mexikos bis zu den Eukalypten und Akazien Australiens,
den Mesembrianthemen des Kaplands. Selbst vom Ölbaum, dem weißen Maul-
beerbaum und anderen heute die größten Schätze des Landes bildenden Gewächsen
wissen wir, daß sie erst in geschichtlicher Zeit durch den Menschen verbreitet worden sind.
Daneben die Tannenwälder des Nord-Appennin oder der Sila, die Buchenwälder
des Gargano, des Aspromonte und der Madonie. Was Italiens Klima hervorzurufen
vermag, das sieht man in den botanischen Gärten, etwa dem von Palermo oder dem
von Hanbury in La Morwla in Ligurieu angelegten. Weiter ist aber auch bezeichnend,
daß Italien an seltenen und endemischen Arten arm ist.
Die Flora von Italien enthält etwa 15000 Arten, wovon 4000 Gefäßpflanzen,
aber nur etwa 347 endemische, und diese meist in dem immergrünen Küstengürtel.
Man zählt mehr als 300 eingeführte und eingebürgerte Arten. Und gerade die ein-
geführten Nutzgewächse, vom weißen Maulbeerbaum und dem Reis der Po-Ebene
an, sind es, welche in dem Nordländer den Eindruck des Neuen, Fremdartigen, des
Südens hervorrufen. Charakteristisch für Italien und die Mittelmeerflora überhaupt
sind vor allem die zahlreichen immergrünen Holzgewächse, die geradezu einen immer-
grünen Gürtel längs der Küste bilden, soweit der die Winterkälte mildernde Einfluß
des Mittelmeers reicht, da sie sehr kälteempfindlich sind. Sie fallen dem meist nur
die Küsten besuchenden Nordländer am meisten auf, der in den Gebirgen des Innern
manchen Bekannten aus der Heimat finden würde. Dieser immergrüne Gürtel um-
faßt aber, so schlank die Halbinsel auch ist, kaum die Hälfte derselben, und die ihn be-
wohnenden etwa 2600 Arten sind auch kaum zur Hälfte mediterrane. Es sind Bäume,
meist von geringem Höhenwuchs, noch zahlreicher Sträucher, alle mit dunkelgrünen,
glänzenden, lederartigen, aber kleinen Blättern, die größten dem Lorbeerblatt ähnlich,
dann immer kleiner bis zu schuppenähnlichen Bildungen, ja völlig unterdrückter Blatt-
bildung, deren Aufgabe dünne, rutenartige Zweige oder gar Dornen übernehmen.
Wie der geringe Höhenwuchs, so ist auch das immergrüne Blatt und die Kleinheit
der Blattfläche, das für sehr viele charakteristische Ausscheiden ätherischer Ole, ein
Haarkleid u. dgl. m. ein Ausdruck der herrschenden Trockenheit und eine Schutzvor-
richtung gegen zu große Verdunstung. Der Ölbaum, welcher als edler Fruchtbaum
zwar eingeführt ist, aber wild, der Oleaster, ursprünglich im ganzen Mittelmeergebiet
heimisch ist, kann als bester Vertreter dieser immergrünen Holzgewächse gelten. Seine
Verbreitung gibt auch eine Vorstellung von der Ausdehnung des immergrünen Gür-
tels, der also nach 8 immer tiefer ins Innere und immer höher emporsteigt. Findet
sich der Albaum an den Lombardischen Seen in schmalem Gürtel bis etwa 400m Höhe,
so ist er von der ganzen Po-Ebene, die als ein Ubergangsgebiet von Mittel-Europa
zum Mittelmeergebiet angesehen werden kann, und am Fuße der Alpen durch die
Winterkälte ausgeschlossen, aber schon an der Reviera steigt er bis 600, in Sizilien bis
900 m empor. Kommt die Mediterranflora schon an der Riviera zur vollen Entfaltung,
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Natur- und Länderbeschreibung. 45
fesseln können, stände nicht hie und da die Facher-
Palme zerstreut umher. Weit berühmt sind die Vor-
züge dieses wohlthätigen Lebensbaumes. Er allein
ernährt am Ausflüsse des Orinoco die unbezwungne
Nation der Guaraunen. Hängematten, ausüben
Blattstielen dieser Palme gewebt, spannen sie künst-
lich von Stamm zu Stamm, um, wahrend in der
Regenzeit das Delta überschwemmt ist, nach Art der
Assen auf den Daumen zu leben. Diese schweben-
den Hütten werden theilweise mit Letten bedeckt.
Auf der feuchten Unterlage schüren die Weiber zu
häuslichen Bedürfnissen Feuer an. Wer bei Nacht
auf dem Flusse vorüber fahrt, sieht die Flammen
hoch in der Luft. Die Guaraunen verdanken die
Erhaltung ihrer Unabhängigkeit dem lockeren Moor-
boden, über den sie leichtfüßig fortlaufen, und ih-
rem Aufenthalt auf den Baumen, dieser hohen Frei-
statt, welche sie vor jedem Angriff sichert.
Aber nicht bloß sichere Wohnung, auch mannich-
faltige Speise gewährt diese Palme. Ehe auf der
männlichen Panne die zarte Blüthenscheide aus-
bricht, enthält das Mark des Stammes ein sago-
artiges Mehl, welches in dünnen brotartigen Schei-
den gedörrt wird. Der gegohrne Saft des Baumes
ist der süße berauschende Palmenwein der Guarau-
nen. Die frischschuppigten Früchte, welche röth-
lichen Tannenzapfen gleichen, geben, wie Pisang
und fast alle Früchte dieses Himmelsstrichs, eine
verschiedenartige Nahrung, je nachdem man sie nach
völliger Entwicklung ihres Zuckerstoffes, oder früher
im mehlreichen Zustande genießt. So finden wir
auf der untersten Stufe menschlicher Geistesbildung
(gleich dem Infekt, das auf einzelne Blüthentheile
beschränkt ist) die Existenz eines Völkerstammes an
einen einzigen Baum gefesselt. Seit der Entdeckung
-es neuen Continents ist dir Ebene dem Menschen
bewohnbar geworden. Um das Verkehr zwischen
-er Küste und der Guayana zu erleichtern, sind selbst
hie und da Städte an den Steppenflüffen erbaut.
Fern von ihnen hat überall Viehzucht in dem uner-'
westlichen Raume begonnen. Tagereisen von ein-
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Geographie der Lebewesen.
101
Keographie der Lebewesen.
A. Die Pflanzen- und Tierwelt.
Alles Leben auf Erden hat das Bestreben, sich zu erhalten
und zu vermehren.
Daraus ergibt sich mit Naturnotwendigkeit die Wanderung und Ausbreitung
der Lebewesen, die schließlich zur Allverbreitung des Lebens auf der
Erde geführt hat. Die größten Tiefen, die man im Meere gemessen hat,
sind bewohnt, es fehlt nicht an Leben in den dunkelsten Höhlen, auf der Ober-
fläche des ewigen Schnees und in den Eiswüsten der Polarwelt und höher als
alle Gipfel der Erde schwebt der Kondor, der Riese unter den Geiern.
Mannigfache Einrichtungen und Umstände begünstigen die Verbreitung und
Wanderung Migration) der Organismen; so
1. die Ausbildung der tierischen und pflanzlichen Bewegungs-
organe. Die Schwalben fliegen vom Polarkreise bis Ägypten; Störe und Alse
steigen zur Laichzeit aus dem Meere in die Flüsse und Bäche hinauf. Bei Pflanzen
kann freilich von solcher Bewegung keine Rede sein; aber nicht unerwähnt soll bleiben,
daß einige Pflanzen durch Entwicklung elastischer Organe Samen oder ihre Sporen
selbst fortschleudern und daß die Sporen der Algen wie Tiere im Wasser umher-
schwärmen und sich gleichsam selbst eine Keimstelle suchen;
2. die Winde; in großem Maßstabe werden die Sporen von Flechten und
Moosen und Pilzen sowie die Flugsamen mancher höheren Pflanzen durch die Luft
geführt. Insekten werden durch Winde oft weit verschlagen;
3. die Flüsse und Meere; die Flüsse führen die Pflanzen des Gebirges in
die Ebene herab und das Meer verschlägt Samen und ganze Baumstämme an die
entferntesten Küsten. Früchte und Hölzer aus Mexiko stranden an den westeuropäischen
Ländern, Fichtenstämme von den westindischen Inseln an den Azoren. Ebenso sieht
man auf schwimmenden Eisschollen die Bären und Wölfe des Nordens von Grönland
nach Island oder gar bis Europa kommen; ganz allgemein verbreiten sich durch
Strömungen und Wellenbewegungen die winzigen Eier und Jungen der Wassertiere;
4. die Tiere; Vögel tragen in ihren Eingeweiden Samenkörner fort, die un-
verdaut ihre Keimkraft nicht verloren haben. Auf Ceylon überläßt man den Elstern
die Verbreitung des Zimtbaumes, auf Banda den Tauben die der Muskatnuß. — An
die Füße der Wasservögel hängen sich Eier der Schnecken, Krebse und Fische, die
von Teich zu Teich getragen werden; das große Heer der Schmarotzer wandert mit
seinen Wohntieren;
5. der Mensch, a) Seit Handel und Völkerverkehr in nie gekannter Ausdehnung
die Weltteile verbinden, findet zwischen den entlegensten Ländern der großartigste
absichtliche Austausch der Erzeugnisse statt. So haben wir aus dem neuen Weltteil
Amerika Kartoffeln, Mais und Tabak für unsere Getreide eingetauscht. Auch die
bekanntesten Sträucher und Bäume unserer Gärten wie die Zierpflanzen
unserer Zimmer sind Fremdlinge aus den fernsten Himmelsstrichen. — Die ersten
Seidenraupen brachten zwei Mönche im 6. Jahrhundert nach Europa, das Kamel
wurde erst von den Arabern nach Nordafrika eingeführt. Viele unserer Haustiere
stammen aus Asien und noch jetzt werden u. a. zur Zucht Pferde aus Arabien und
Hühner aus China nach Europa gebracht.
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Extrahierte Ortsnamen: Mexiko Island Europa Ceylon Banda Amerika Europa Nordafrika Asien China Europa
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 5 —
die Luft reich an Feuchtigkeit ist, begünstigt die Entwickelnng der Pflanzen
natürlich gleichfalls. Höchst selten finden wir völlig kahle Strecken;
wenigstens einige Grashälmchen, einige verkrüppelte Weiden oder ein
kleines Lichtnelkenpolster treffen wir fast überall. In den warmen und
geschützten Thalgründen lenchtet allerorten freudiges Grün; Moose und
Gräser, unter denen auch bei uus heimische Arten vertreten sind, bilden
die hübsche smaragdne Decke. Da finden wir unser Woll-, Fuchsschwanz-
und Schwingelgras nebst verschiedenen Seggen; da steht der nordische
Mohn, der Löwenzahn, die Ranunkel, der Steinbrech, die Glockenblume
und eine Art Immergrün; da wachsen settes Löffelkraut und Sauerampfer,
und Heidegewächse wuchern in Menge. Die Rauschbeere, die Moos- und
Heidelbeere werden gern gepflückt und liefern eine sehr erwünschte Ab-
wechselnng im nordischen Küchenzettel. Auch Alpenrosen erfreuen uns
auf unserer Streise, und mit Ergötzen betrachten wir die winzigen Zwergbirken
und Kriechweiden, die das Reich der Bäume hier vertreten sollen. Sie
sind ohne Ausnahme so klein und niedlich, daß wir dem Polarforscher
Hayes lächelnd recht geben muffen, der von diesen Knirpsen behauptete,
man könne einen ganzen daraus bestehenden Wald mit einer Mütze
zudecken.
Die eingewanderten Europäer haben auch allerlei Nutzpflanzen
eingeführt. Aber welche Mühe erwächst ihnen ans dem Anban der meisten
unter diesen Pslanzensremdlingen! Rüben und Radieschen gedeihen leidlich;
Grünkohl, Spiuat, Salat, Kerbel und Petersilie aber entarten völlig, sie
schmecken grasartig und erinnern in dieser Hinsicht gar nicht mehr an das
ursprüngliche Gewächs. Möhren werden nicht viel länger als 4 cm, die
Kartoffeln erreichen die Größe von Haselnüsfen. In Treibbeeten aller-
diugs werden als besondere Leckerbissen auch Erdbeeren und Gurken ge-
zogen. Die Frauen der Einwanderer pflegen im Schutze der Häuser
auch allerlei Blumen, z. B. Geranien, Fuchsien und Rosen; aber im Freien
würden solche zartere Gewächse zu Grunde gehen.
Einst war Grönland anders beschaffen als heute; das Klima hatte
in jenen glücklicheren Tagen den Charakter des im südlichen Deutschland
herrschenden; die Temperatur muß damals 16° des hundertteiligen Thermo-
meters höher gewesen sein. Unser freundlicher Wirt erzählt uns als
Beweis dafür, daß der gelehrte Schweizer Oswald Heer einen an der
Westküste bei Atanakerdlnk gesnndenen versteinerten Wald beschrieben habe,
der jene Behauptung zur volleil Gewißheit mache. Es finden sich 66
verschiedene Pflanzenarten darin. Da, wo gegenwärtig Eis, Gletscher
und Schnee einen großen Teil des Jahres hindurch deu Boden voll-
ständig bedecken, wölbten einst mächtige Bäume ihre Kronen. Es besand
sich eine Riesenfichte, die dem höchsten Gewächse der ganzen Erde, dem
kalifornischen Mammutbaume, nah verwandt ist, unter ihnen. Eine
andere Art Nadelholz ist jetzt nur noch im milden Japan anzutreffen.
Immergrüne Eichen, Magnolien, Platanen, Pflaumenbäume mit immer-
grünem Laube, Wallnüsse, Haselnußsträucher, von Ephen umwunden^
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Ii. Germanen und Römer.
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Trotz zahlreicher Kämpfe war also weder den Germanen die Gewinnung Galliens noch den Römern die Unterwerfung Germaniens gelungen. Rhein und Donau blieben für die ersten Jahrhunderte die Grenzen, und auf die Zeiten der Kämpfe folgte ein Zeitalter fruchtbarer Verkehrsbeziehungen zwischen den einstigen Gegnern. Immer zahlreicher traten germanische Jünglinge in römische Kriegsdienste; germanische Häuptlinge mit ihren Gefolgschaften wurden insbesondere gern in die kaiserliche Leibgarde aufgenommen; denn man kannte ihre Tapferkeit und Treue.—And wie anziehend mußte die römische Kultur auf die Natursöhne wirken! Zwar lebte die große Masse des römischen Volkes in Stadt und Land in überaus gedrückter Lage, aber um so unwiderstehlicher zog das Glänzende des Kaiserreiches den Sohn der nordischen Wälder an: die prächtigen Bauten, die schönen und zweckmäßigen Geräte, die Vergnügungen und Genüsse des Lebens. So kehrten zahlreiche Germanen der Leimat dauernd den Rücken und siedelten sich im römischen Reiche an. Andere aber kamen wieder heim und brachten die fremden Sitten und Einrichtungen mit. An die Stelle der Lolzhütte trat nun hier und da das steinerne Laus mit dicken Mauern (murus), mehreren Kammern (camera), Fenstern (fenestra) und Türen (porta, Pforte). Die Lolzschindel und das Strohdach wurden vielfach durch die Ziegel (tegula) verdrängt. In den Gärten gediehen bald aus Italien und Gallien stammende Fruchtsorten, wie Äpfel, Birnen, Pfirsiche (persicum), Kirschen (cerasus) und Pflaumen Dazu wohlschmeckende Gemüsearten, wie Kohl und Spargel. Südliche Reben schmückten Lügel und Flußufer, und zahlreiche Winzer (vinator) kelterten ihre Trauben.
Bald kamen von Süden und Westen her die römischen Ländler. Einzeln und in Karawanen drangen sie auf den schmalen Waldwegen in das Innere Germaniens und brachten Tauschwaren mit: römische Münzen mit den Bildnissen der Kaiser, Waffen, Geräte für Feld und Garten und manches Schmuckstück für die germanischen Frauen: Armbänder, Ketten, Spangen und Spiegel. Dafür tauschte man Lörner und Läute der Tiere des Waldes, Gänsefedern, Mohrrüben und anderes ein. Mit den Gegenständen drangen auch die fremden Bezeichnungen ein und leben noch heute als „Lehnwörter" fort.
Nicht mit der gleichen Bequemlichkeit konnte der Germane römisches Gebiet betreten. Daran hinderte seit dem Ende des ersten Jahrhunderts der limes („Grenzwall"), auch Ladrianswall genannt, weil Kaiser Ladrian ihn vollendete. Das war eine von Regensburg bis Koblenz reichende, gegen sechzig Meilen lange Befestigung, die von der Donau bis in die Gegend von Schwäbisch-Gmünd aus einer zweieinhalb Meter hohen Bruchsteinmauer und
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Physik des Festlandes.
93
vorkommen/ und die Vegetation der Inseln nur zum Theil
mit der der benachbarten Kontinente übereinstimmt. Aus
demselben Grunde ist das Pflanzenlcbcn an die Natur der
verschiedenen Jahreszeiten geknüpft, deren Gleichförmigkeit in
tropischen, deren Verschiedenheit in gemäßigten und polarischcn
Gegenden entsprechende Erscheinungen im Reiche der Vegeta-
tion zur Folge haben muß (Siehe Klimalehre!). — So be-
hält die Vegetation der Tropenwelt unter dem Einfluß des
von einer Sonnenwende zur anderen immer heißen Sonnen-
strahls das ganze Jahr hindurch ein lebendiges Kolorit, Blü-
then und Früchte; in gemäßigten Erdgürteln stirbtsie im Win-
ter, erwacht im Frühlinge zu neuem Leben, bliiht, und bringt
Früchte im Sommer und Herbst; näher am Pol dauert ihr
Winterschlaf länger, aber schneller gelangt sie in den kurzen
Sommern zur Blüthe und Reife, und so genau ist jede Art
nach der Natur ihres Himmelsstrichs organisirt, daß selbst
in ferne Gegenden verpflanzte Exemplare in der künstlichen
Temperatur des Treibhauses noch immer die heimathliche
Zeit des Blühens und Reifens inne halten.
Aber außer der Temperatur kommt beim Gedeihen der
Pflanzen die Natur des Bodens wefentlich in Betracht.
Nacktes Gestein zeugt und ernährt auch nicht die geringste
Pflanze; nur unter dem Einfluß atmosphärischer Feuchtigkeit
bekleidet es sich mit den unvollkommensten Formen vegetati-
ver Organisation, mit Moosen und Flechten. — Das Meer
und die Gewässer des Festlandes, an sich ebenfalls unfrucht-
bar, erhalten nur durch die auf ihrem Boden oder in ihren
Fluchen vorhandenen fremdartigen Stoffe eine der Luft und
des Lichts weniger bedürftige, eigenthiimlich gestaltete, in den
Formen befchränkte Vegetation. — Die lose Erdkrume hin-
gegen, welche zum Theil die Gebirge bedeckt, und den Bo-
den der Ebenen bildet, ist die vorzüglichste Trägerin und Er-
näherin der Pflanzenwelt; doch vermöge ihrer Gemengtheile
nicht überall in gleichem Grade. Insofern diese dem Fort-
kommen der Pflanzen, namentlich gewisser nutzbarer Gewächse,
günstig oder ungünstig sind, sagt man, der Boden sey frucht-
bar oder nicht. Diese fruchtbare Beschaffenheit der Erd-
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Abtl). Ii. Abschn. 3. Kap. 1.
düngen der Thier- und Pflanzenwelt ein entschiedenes Ge-
präge von Sonderbarkeit und Eigenthümlichkeit an sich tragen.
Hier gibt cs schwarze Schwäne, weiße Adler, behaarte
Vögel ohne Flügel, einen Maulwurf mit einem Entenschna-
bel, ein Thier, das Känguruh oder Kängaru, welches die
Größe des Hirsches mit der Gestalt des Eichhörncheus ver-
bindet, und nur auf den mit Vogelkrallen bewehrten Hin-
terbeinen umherhüpft; hier finden sich mannshohe Gras-,
baumartige Schilfarten, Birnen, deren Stengel am breiteren
Ende, Kirschen, deren Stein an der Außenseite wächst,
Bäume, deren lederartige Blätter senkrecht auf den Stengeln
sitzen, die nicht ihr Laub, sondern ihre Rinde mit den Jah-
reszeiten wechseln u. dgl. m. Bei aller dieser Sonderbarkeit
herrscht dennoch die größte Einförmigkeit und Beschränktheit
sowohl in den thierischen als vegetativen Bildungen; alle hö-
,Heren Organisationen fehlen, und es ist namentlich für die
ethnographischen Verhältnisse dieses Landes von dem größten
Einfluß, daß sich unter seinen eingeborenen Thiergattuugcn
kein Hausthier und unter seinen heimischen Pflanzen nur we-
nige mit eßbaren Früchten finden.
Die Kolonisirung der australischen Gestadeländer, von
der in der Iii Abtheilung die Rede seyn wird, hat indeß
diese Beschränktheit einigermaaßen verwischt, denn durch jene
sind die europäischen Hausthiere, die Kultur- und Zierpflan-
zen Europa's und anderer Erdtheile mit dem gliicklichsten Er-
folge eingeführt worden.
§. 7. Klimatische Verhältnisse.
Der klimatische Charakter Australiens hängt mit jener
Einförmigkeit feiner organischen Bildungen aufs innigste zu-
sammen, und diese muß eben als ein Produkt der gleicharti-
gen Boden- und der im Ganzen wcchselarmcn klimatischen
Verhältnisse angesehen werden.
Die Einförmigkeit des Klimas gibt sich zunächst darin
kund, daß ganz Australien der Zone des Regens angehört,
und daß vermöge der geringen Niveau-Verschiedenheiten fei-
ner Oberfläche nur vcrhältnißmäßig geringe Gebiete den hö-
heren Regionen des veränderlichen Niederschlags und ewigen
Schnees
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TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]